Mario Flitsch:
„Bleib bei uns, Herr, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.“ Dass es in ihrem Leben Abend geworden ist, das hat eure liebe Mutter und Oma gespürt. Nicht einen Kampf ums Überleben hat sie geführt, nein, in Frieden war sie bereit für ein neues Leben, für eine neue Heimat. Im tiefen Vertrauen hat sie alles in die Hände Gottes gelegt, was sie in ihrem Leben nach besten Gewissen geschaffen und gewirkt hat. Ich habe Frau Reiter schon gekannt, als ich noch ein kleines Kind war, denn sie war eine sehr gute Freundin meiner Oma. Oft war sie im Hause Dieber auf ein Kaffeetratscherl. Und ich erinnere mich noch, wie angenehm dieses Plaudern der beiden Damen war, weil ich dabei als noch nicht schulreifes Kind fast immer eingeschlafen wäre – wie das Plätschern eines Bächleins war mir das Zwiegespräch der beiden eine Art Hintergrundmusik zum Ermüden und Einschlafen. Und die einzigen Worte, die sich in mich bis heute eingeprägt haben und die ich damals wie eine hängengebliebene Schallplatte vernommen habe, waren „hot er gsogt, …, hot er gsogt … hot er gsogt . Frau Reiter war aber nicht nur immer zum Tratschen dort, oft und oft stand sie meiner Oma zur Seite und unterstützte sie bei großen Arbeiten. Bis zum letzten „Schweinabstechen“ im Jänner 2011 war sie immer dabei. Während wir Männer im Keller werkten, bereiteten die Damen oben im Haus alles vor für die Jause und das Mittagessen. Die Hauptaufgabe von Maria Reiter war immer auch das „Schmalz ausbrennen“. Und wenn ich meine Augen schließe, da sehe ich sie jetzt noch am Herd stehen wie sie mit dem Kochlöffel stundenlang im heißen Schmalztopf rührte. Auch beim Kürbisputzen war sie stets die zweite Hälfte meiner Oma. Für mich persönlich war sie lange eine große Konkurrenz – zwei Schwammerlsucher im selben Waldstück, das verträgt sich nicht gut. Das Schwammerlsuchen war eine große Leidenschaft von ihr, aber auch von mir. Um den Frieden zu bewahren blieb ich meist links vom Pickelbach und sie rechts, was wunderbar funktionierte. Zweimal im Jahr kam ich auch zu ihr ins Haus – bei Pfarrsammlungen im Frühling und im Herbst. „Ich hätte zusperren sollen“ war meist ihre Begrüßung – natürlich nur als Scherzerl gedacht. Ganz im Gegenteil, mit schnell weiterkommen war da nichts. Niedersitzen und a bisserl „keppeln“ – das gehörte dazu und machte mir auch immer Freude. Ich kannte sie nur als höfliche, ruhige und gemütliche Frau! Zu dem führte sie auch ein gläubiges Leben im Vertrauen auf Gottes Schutz und Hilfe. Solange sie einen Chauffeur hatte, zählte sie zu den Messbesuchern in Nestelbach. Und wenn ich mich recht erinnere, hat sie sogar in der Ära von Pfarrer Tieber kleine Patschen für die Taufkinder gestrickt. Einen großen Dienst hat sie auch unserer neuentstandenen Dorfkapelle in Prüfing geleistet. Auch sie zählte zu den Glockenpatinnen und half damit, die Sorgen um die Endfinanzierung der Kapelle zu mindern. So darf ich im Namen der Kapellengemeinschaft ein letztes „Danke“ sagen. Möge der liebe Gott ihr ihre guten Taten vergelten! In dankbarer und doch auch trauriger Erinnerung darf ich euch als Familie viel Kraft wünschen, und dass der Glaube euch Trost und Hoffnung sei. In tiefer Verbundenheit Mario F.
Geschrieben am 19.11.2020 um 21:29